Range Bars

Mitte der 1990er Jahre entwickelte der brasilianische Trader und Broker Vicente M. Nicolellis zeitunabhängige Range Bars, die nur über die Preisspanne berechnet werden. Range Bars sehen auf den ersten Blick wie normale Kerzen aus. Sie bilden einen bullischen oder bärischen Kerzenkörper, wobei die bullischen Range Bars einen unteren Schatten und die bärischen Range Bars einen oberen Schatten besitzen können. Während eine klassische Kerze den Kursverlauf einer bestimmten Zeitperiode wiedergibt, geben Range Bars zeitunabhängig eine festgelegte Kursspanne wieder. Wird also zum Beispiel die Preisspanne einer Range Bar mit 10 Punkten definiert, so wird immer dann eine neue Kerze gezeichnet, wenn die 10 Punkte erreicht sind – egal, ob das in wenigen Sekunden oder Stunden geschieht. Auf diese Weise werden die kleinen Kerzen einer wenig volatilen Seitwärtsphase in eine Range Bar zusammengefasst und die langen Kerzen mit starkem Momentum in mehrere Range Bars aufgeteilt. Zeit hat also keinen Einfluss auf diese Kerzenart. Der Trader konzentriert sich nur auf den Kursverlauf.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Range Bars eine festgelegte Kursspanne besitzen. Die Zeitspanne einer Range Bar kann unterschiedlich sein, in Seitwärtsphasen durchaus einige Stunden, in volatilen Phasen auch nur wenige Sekunden. Range Bar Charts benötigen echte Tickdaten, d.h. die Chartsoftware und der Datenanbieter müssen echte Tickdaten zur Verfügung stellen. Der Vorteil gegenüber dem klassischen Kerzenchart besteht darin, dass das Marktrauschen herausgefiltert wird, dass Trends, Unterstützungs- und Widerstandszonen deutlicher erkennbar sind und klare Breakout-Signale erzeugt werden. Indikatoren können ebenso verwendet werden wie in einem klassischen Kerzenchart. Auch Chartformationen können analysiert werden. Kerzenformationen fallen allerdings mit Ausnahme der Umkehrkerzen komplett weg.

Aufgrund der großen Bandbreite von Handelswerten, muss für jedes Finanzinstrument eine geeignete Preisspanne gefunden werden. Eine mögliche Methode besteht darin, die durchschnittliche Tagesspanne des Handelsinstruments mit Hilfe der Average True Range (ATR) zu ermitteln und dann einen gewissen Prozentsatz dieser Spanne zu verwenden. Ein Daytrader wird eine kleinere Preisspanne wählen, ein Swing-Trader eher eine größere Spanne. Eine geeignete Preisspanne im DAX sind beispielsweise 5 oder 10 Punkte.

Da viele Broker keine echten Tickdaten zur Verfügung stellen, sind Range-Bars nur auf wenigen Handelsplattformen verfügbar. Die hier gezeigten Charts wurden mit dem NanoTrader von WH Selfinvest erstellt, in dem sowohl echte Tickdaten wie auch Range Bars unter dem Begriff „Spanne“ zur Verfügung stehen. Bei den beliebten Handelsplattformen MT4 und MT5 besteht die Möglichkeit Range Bars über einen entsprechenden Expert Advisor zu nutzen.

Die Demoplattform von WH Selfinvest kannst du hier herunterladen download NanoTrader

Die Anwendung der Range Bars ist im Grunde ganz einfach. Erfolgt ein Ausbruch nach oben, wird gekauft und der Stop-Loss unter das Tief der vorhergehenden Kerze gelegt. Erfolgt ein Ausbruch nach unten, wird verkauft und der Stop-Loss über das Hoch der vorhergehenden Kerze gelegt. Dennoch können Range Bars nicht verhindern, dass man bei einem Fehlausbruch mit Verlust ausgestoppt wird. Es ist daher empfehlenswert, einen Trendfolgeindikator (z.B. gleitenden Durchschnitt) zu verwenden und dann nur in Trendrichtung zu handeln.

Schließlich möchte ich noch erwähnen, dass man auf einigen Handelsplattformen die Range Bars auch als Heikin Ashi Kerzen (grüne Kerze = long, rote Kerze = short) darstellen kann. Diese weisen zwar aufgrund ihrer Berechnung im Gegensatz zu den klassischen Range Bars unterschiedliche Größen auf, bieten dafür aber gleich mehrere Vorteile. So werden kleinere Kursschwankungen gegen die Hauptbewegungsrichtung herausgefiltert, Auf- und Abwärtsbewegungen optisch geglättet und die einzelnen Trends sowie die Ein- und Ausstiegssignale wesentlich besser erkennbar.