Bei der Chartanalyse sind drei Faktoren von Bedeutung: Preis, Volumen und Zeit. Viele Trader begehen den Fehler, sich nur auf die Kurse zu konzentrieren. Kurs und Volumen sollten jedoch immer zusammen betrachtet werden. Da das Handelsvolumen im Gegensatz zu den Indikatoren eine unabhängige Größe ist, kann diese zusätzliche Information zur Bestätigung der Kursbewegungen interpretiert werden. Steigendes Volumen bedeutet steigendes Interesse bei den Händlern und das äußert sich in Form von verstärkten Kauf- oder Verkaufsaktivitäten.
Das Handelsvolumen wird unter dem Chart als Balkendiagramm angezeigt. Zur Beurteilung des Volumens werden nicht einzelne Volumenbalken sondern der allgemeine Verlauf der Balken also der Volumentrend analysiert. Das ist nicht immer ganz einfach und erfordert sowohl Übung und Erfahrung. Eine Kursbewegung in Trendrichtung (sowohl Aufwärts- wie auch Abwärtstrend) sollte immer mit einer Volumensteigerung einhergehen, während Korrekturbewegungen mit einem Volumenrückgang einhergehen sollten. Ein intakter bullischer Kurstrend hat also ein ansteigendes Volumen. Dazwischen gibt es Korrekturrücksetzer mit vermindertem Volumen. Ein intakter bärischer Kurstrend hat ebenfalls ein ansteigendes Volumen. Nur in diesem Fall ist die fallende Trendbewegung mit mehr Volumen ausgestattet (siehe erste Grafik).
Das Volumen gibt dem Trader somit wichtige Hinweise, inwieweit ein Trend als gesund eingestuft werden kann. Ein Kursanstieg ohne Volumenanstieg oder gar mit Volumenrückgang deutet auf ein geringes Interesse der Händler und eine baldige Kursumkehr hin. Ebenso weist ein fallender Kurs bei gleichzeitigem Volumenrückgang auf eine Bodenbildung und möglicher Kurswende hin.
Wenn die Kurse steigen und das Volumen steigt, dann haben wir einen intakten Aufwärtstrend. Wenn die Kurse fallen, sinkt das Volumen normalerweise. Treten allerdings zwischen Kursverlauf und Volumen Divergenzen auf, ist das als Warnzeichen zu verstehen. Oftmals kündigen nämlich solche Divergenzen Trendwenden an. Wenn also zwischen Kurs und Volumen eine Divergenz auftritt, wie in der unteren Grafik ein steigender Kurs- und fallender Volumentrend, dann ist das ein Warnsignal für eine bevorstehende Trendumkehr. Untypisch ist aber nicht nur ein sinkendes Volumen bei steigenden Kursen. Ebenso ist es der umgekehrte Fall, ein steigendes Volumen bei fallenden Kursen. Ein solcher Zustand spricht für weiter fallende Kurse.
In der zweiten Grafik ist ein weiteres häufiges Phänomen zu sehen und zwar, dass in einem starken Aufwärtstrend das Volumen dem Kurs vorausläuft. In der Grafik sehen wir das Volumen-Hoch bereits in der ersten Trendbewegung, während das Kurs-Hoch erst in der dritten Trendbewegung erreicht wird. Tatsächlich läuft das Volumen häufig dem Kurs voraus.
In der unteren Grafik sehen wir ein weiteres Phänomen. Ein stark anziehendes Volumen bei fallenden Kursen signalisiert einen Verkaufshöhepunkt (engl. Selling Climax). Ein Verkaufshöhepunkt bedeutet, dass der Angebotsüberhang massiv abverkauft wird. Meist werden solche Kursstürze von schlechten Nachrichten ausgelöst, bei denen die Händler ihre Wertpapiere panisch verkaufen. Wenn dann der Kurs ein ausreichend niedriges Niveau erreicht hat, sorgen Rückkäufe für eine Bodenbildung und eine Kurswende.