Orderbuch-Trading (Level 2) ist eine Disziplin, über die man nur spärliche Informationen findet, obwohl es von Profitradern immer wieder erwähnt wird. Möglich ist es für den privaten Trader überhaupt erst durch Handelsplattformen, die mit der notwendigen Technologie ausgestattet sind und dem entsprechenden Datenfeed versorgt werden. Dennoch ist und bleibt der Chart das entscheidende Kriterium, das Orderbuch - auch als DOM (Depth of market) bezeichnet - dient lediglich als Unterstützung. Der Orderflow ist ohnehin nur für den kurzfristigen Handel interessant.
Orderbücher existieren für alle börsengehandelten Wertpapiere (keine CFD) und stellen eine hohe Transparenz für den Trader dar. Im Orderbuch werden alle Kauf- und Verkaufsaufträge angezeigt. Es gibt Level 1 und Level 2 Daten. Diese geben einen Einblick in die Markttiefe. Bei Level 1 Daten sieht man im Orderbuch nur jeweils den besten Geld- und Briefkurs, also den Spread. Bei Level 2 Daten erhält man dagegen einen Einblick in die komplette Markttiefe. Das entspricht bei den meisten Märkten zehn Stellen im Orderbuch.
Übrigens, im Orderbuch sind nur die Limit-Order ersichtlich. Stop-Order (Stop Buy oder Stop Sell) liegen beim Broker und werden erst bei Erreichen des Kurses als Market-Order ausgeführt. Eine Limit Order alleine kann noch keine Ausführung erhalten. Es bedarf dazu eines weiteren Marktteilnehmers, der eine Market Order für den Ein- oder Ausstieg nutzt und damit die im Markt stehende Limit-Order ausführt. Als Market-Order kennen wir unlimitierte Kauforder (Billigst) und unlimitierte Verkaufsorder (Bestens), während bei der limitierten Kauforder (Limit Buy) der Preis vorgegeben wird, zu dem man maximal kaufen möchte. Bei der limitierten Verkaufsorder (Limit Sell) wird ein Preis vorgegeben, den man mindestens beim Verkauf erzielen möchte. Eine Stop-Loss-Order ist ein Verkaufsauftrag, der bei Erreichen oder Unterschreiten eines vom Trader festgesetzten Limits zum nächsten Preis bestens ausgeführt wird.
Demnach gibt es im Prinzip nur die vier Kräfte Limit Buy, Limit Sell, Market Buy und Market Sell. Auch Stopp-Loss-Orders sind Market Orders. Es sind also die Market Orders, welche die treibende Kraft im Markt sind. Es findet nur ein neuer Kurs statt, wenn eine Market Order platziert wird.
Beispiel: Sind deutlich mehr Käufer da, die zu einem tieferen Kurs (Limit Buy) kaufen wollen, wird sich der Kurs in die Bid/Geld-Richtung bewegen, also fallen. Sind deutlich mehr Verkäufer da, die zu einem höheren Kurs (Limit Sell) verkaufen wollen, wird sich der Kurs in die Ask/Brief-Richtung bewegen, also steigen.
Zusätzlich zum Orderbuch ist die Time & Sales Liste ein wichtiges Tool für das Daytrading. Man sieht hier den Orderflow also jeden einzelnen Trade (Zeitpunkt, Preis und Volumen), der in dem jeweiligen Wertpapier durchgeführt wurde. Zusammen mit dem Orderbuch kann man damit Orderbuch-Trading betreiben. Bei dieser Kombination von DOM und Time & Sales erhält man einen guten Einblick in den Markt. Man sieht das Ordervolumen, die ausgeführten Trades und die Trades in der Warteschlange (die über und unter dem Markt liegenden Limit-Orders) und man sieht, wie viele Kontrakte nötig sind, um den Preis nach oben oder unten zu bewegen. Durch das Tempo und den Rhythmus, wie die Aufträge in der Time & Sales Liste ausgeführt werden, kann man die momentane Anspannung am Markt erkennen. Im Orderbuch beobachtet man die Veränderungen auf der Geld- und Briefseite und versucht ein mögliches Ungleichgewicht zu erkennen.
Ja, das sind eine Menge Faktoren, die im Orderbuch-Trading beachtet werden müssen. Und vor allem muss man verstehen, was passiert und was passieren könnte. Ist man dazu in der Lage? Will man diesen zusätzlichen Stress auf sich nehmen? Bringt mir das einen entscheidenden Vorteil bei meinem Trading? Das muss sich letztlich jeder Trader selbst beantworten.
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